Oberammergauer Häuserbuch, Judasgasse 2
Den Namen „Judashaus“ wurde dem Haus verliehen, da mehrere Generationen den Darsteller des Judas bei den Passionsspielen spielten.
Dieses Haus ist einer der ersten bürgerlichen Häuser, die mit Fresken außen bemalt wurden. Der Hausname ist „Lüftl“, der auch noch schwach über der Eingangstür zu sehen ist. Ob der Name dem Handwerk oder andersrum gegeben hat, lässt sich leider nicht mehr wissenschaftlich rekonstruieren.
Es ist ein Handwerkerhaus mit einem zweigeschossiger nordwestlich abgeschrägtem Flachsatteldachbau mit Zierbund und Fassadenmalerei, gebaut in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, übergangene Fresken von Franz Seraph Zwinck* um 1780.
1803: HsNr. 146
1862: HsNr. 56
1933: Judasgasse 2
Eigentümer:
1715 HsNr. 146 Chrysostomus Pusch
1715/16 veranfallt erst bemelte Knabenleithen, durch Kauf an sich gebracht, mit 8 fl und zahlt Anfall für Haus Hofstatt, durch Kauf von Niklas [vermutlich: Rainer].
1724 HsNr. 146 Leopold Achmüller
tauscht das Haus mit Garten am 27.1.1724 von Chrysostomus Puschen.
ACHMÜLLER, Leopold (Unterammergau)
1730: Müller zu Unterammergau
1730 HsNr. 146 Georg Plaickhner
kauft am 25.5.1730 von Leopold Achmüller, Müller zu Unterammergau, und seiner Frau Magdalena, die bisher innegehabte und durch Tausch und Wechsel am 27.1.1724 von Chrysostomo Pusch zu Oberammergau erworbene Wohnbe-hausung samt dem daran gelegenen Garten, stößt neben dem genannten Garten (Gärtl) gegen Aufgang der Sohnen ab Benedict Ruez [Osten, HsNr. 173. 1740: Thomas Stickl], Mittag an Susanna Finckhin Wittib [Süden: HsNr. 139], Niedergang an Gemeinen fleckhen [Westen ] und Mitternacht an Siluest Gröbl [Norden: HsNr. 147 Silvester Gröbl] um 530 fl und 4 fl 30 xr Leihkauf. [GAO U 13]
1725/26: Georg Plaickner von Unterammergau zahlt 18 fl Einkaufgeld
1769 HsNr. 146 Sebastian Wieder
(Vertreter: Jacob Echtler) kauft am 30.9.1769 von Johann Matthias Plaickner, Goldarbeiter zu Mayland in Welschland, und den 5 Kindern seines + Bruders Joseph Anton Plaickner (Kurator: *Franz Albl, Mesner) das von + Mutter Maria Plaickner (zugefallen lt. Kaufbrief v. 25.5.1730) geerbte Haus mit Garten, stößt gegen Aufgang an Michl Stickl, Händler [Osten, HsNr. 173: Michael Stickl], gegen Mittag an Norbert Schwaiger und Augustin Kurz (Ruez?) [Süden, HsNr. 139: Norbert Schwaiger, HsNr. 175: Augustin Ruez], gegen Niedergang an gemeinen Flecken [Westen ] und gegen Mitternacht an Hans Georg Gröbl [Norden, HsNr. 147: Johann Georg Gröbl] samt Weiber-Kirchenstuhl und Kupferkessel um 550 fl. [Br.Pr. Schongau 334, fol. 205-206’]
*Franz Albl, Messner, zur Hochzeit 1 fl 40 xr. In: Einkaufgeld 1744/45.
WIEDER, Sebastian (ca. 1719 – 31.1.1793) Alter: 74 Jahre
1769: Händler zu Oberammergau
1793: Handelsmann, „Negtiator suecicus“
1793 HsNr. 146 Ww Barbara Wider
1794 HsNr. 146 Monika Albl, ledige Magd
durch Übergabe von Ww Barbara Wider
1799 HsNr. 146 Johann Jakob Erhardt
Zugang durch Heirat am 16.5.1799, Trauung am 3.6.1799
ERHARD, Johann Jakob (21.7.1771 – 24.7.1854) „Widder“, Schnitzler
1806 HsNr. 146 Jakob Erhard „Wieder“ – 1/16 Grundzins
1848 HsNr. 146 Matthäus Zwink, Maler, Enkel des „Lüftlmalers“
d.Ü. am(4.3.1848) 9.5.1848 um 900 fl [PlNr. 156] von Jakob Erhard
ZWINK, Matthäus (18.9.1808 – 8.5.1883)
1878 HsNr. 56 Johann Zwink
ZWINK, Johann Ev. 23.10.(1851 – 15.4.1932)
1921 HsNr. 56 Johann Zwink, Malermeister, und Ehefrau Elise geb. Haser
übergeben am 19.2.1921 Haus und Gründstücke an Sohn Hans Zwink. Er zahlt seinen Schwestern Ottilie, verh. Bauer, und Anna, verh. Seitz, ein Eltern-gut von je 4.000 Mark aus. Die Übergeber erhalten auf Lebenszeit Leibgeding (freie Wohnung, etc.) laut Notariatsurkunde vom 19.2.1921 (Privatbesitz: Toni Mayr). ZWINK, Johann (16.5.1890 – 1.7.1975) „Malerhans“
1933 Judasgasse 2
Jetzt Judasgasse 2 Johannes Mayr, Architekt
MAYR, Johannes (*1947)
<Martin Mayr (1911-1978) oo Anna Zwink (1914-1985)>
* Franz Seraph Zwinck (* 1748 in Oberammergau; † 1792 ebenda) war ein deutscher Lüftlmaler.
Auf ihn soll der Begriff der Lüftlmalerei zurückgehen. Unklar ist, ob diese Bezeichnung mit dem Namen seines Heimathauses „Zum Lüftl“ zusammenhängt oder entstand, weil der Maler seine Arbeit am Haus auch verrichtete, wenn’s „Lüftl“ ums Haus wehte.
In seiner kurzen Schaffungsperiode schuf er eine Reihe von Hausmalereien, die insbesondere in Oberammergau und Mittenwald zu sehen sind. Die Bemalung des Pilatushauses in Oberammergau gehört zu seinen bekanntesten Werken. Um 1780 malte Zwinck drei Fresken im Langhausgewölbe der Pfarrkirche St. Georg in Bad Bayersoien und die Fresken an der Fassade des „Schulmeisterhauses“ in Unterammergau. In der Pfarrkirche St. Martin in Garmisch schuf er Freskobilder, die Kirche St. Johannes der Täufer in Grainau malte er 1782 aus. Seine offenbar letzte Arbeit schuf er 1792 in Bad Kohlgrub. (laut Wikipedia)
Quellen: Vielen Dank für die Texte und die alten Bilder an Gemeindearchiv Oberammergau und Frau Katharina Waldhauser!