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Mythos Bayern: die bayerische Hochzeit

Im Rahmen des Themas des Jahres 2018 in der Zugspitz Region „Mythos Bayern“ habe ich ein weiteres interessantes Thema entdeckt: die bayerische Hochzeit!

Dazu ein Gastbeitrag von Uschi Glas, eine leidenschaftliche Hochzeitsplanerin in unserer Region! Lieben Dank dafür!

Heiraten in Bayern

Gastblog von Uschi Glas, Hochzeitsplanerin und Inhaberin von 4 weddings & events in Garmisch-Partenkirchen

Zunächst einmal ganz herzlichen Dank an Valia Dikova, dass Sie mich zu einem Gastbeitrag in ihrem Blog eingeladen hat. Ich schreibe heute als Hochzeitsplanerin in Bayern, meine Hochzeitsagentur ist 4 weddings & events by Uschi Glas, mit der ich nun seit diesem Jahr als freier Weddingplanner (bayerisch: Progroder) unterwegs bin. Davor habe ich über 20 Jahre in verschiedenen Hotels als fest angestellte Veranstaltungsleiterin, Eventmanagerin und Hochzeitsplanerin gearbeitet, jedoch festgestellt, dass meine Kreativität mehr Freiraum braucht, als es in einem Angestelltenverhältnis möglich ist.

Mein Beitrag heute soll einen kleinen Einblick geben, wie eine Hochzeit in den Bergen aussehen kann, was Bayern seinen Brautpaaren so alles zu bieten hat. Meine Brautpaare kommen von überall her, beispielsweise durfte ich schon Hochzeitswillige aus Italien, der Schweiz, USA, Irland, Großbritannien, Indien, Australien, Norwegen und Finnland und zuletzt sogar aus Hongkong auf ihrem Weg zum großen Tag begleiten. Die Wünsche und Vorstellungen sind dabei immer sehr individuell, aber die gute bayerische Küche und ein bisschen bayerische Tradition, das wünschen sich so gut wie alle Brautpaare, die ihre Hochzeit in den Bergen von Bayern planen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die bayerische Küche

Bayerns Küche hat von Franken bis nach Oberbayern eine riesige Bandbreite, nicht nur auf dem Teller, auch im Glas. Das richtige Bier kann eine echte Weltanschauung sein und für manchen Bräutigam, der sich sonst gerne aus der Hochzeitsplanung heraushält, das entscheidende Kriterium für die Locationwahl – kein Scherz. Was nun das Essen anbetrifft, da fällt die Auswahl oft schwer. Kräftige Suppen, natürlich der resche Schweinsbraten mit Knödel und Blaukraut, Mehlspeisen wie Kaiserschmarrn oder Apfelstrudel mit Vanillesoße sind zeitlose Klassiker. Es gibt aber auch ein ganz traditionelles bayerisches Hochzeitsmenü, das gerade in Oberbayern sehr verbreitet ist:

Hochzeitssuppe

(eine klare Brühe mit dreierlei Nockerl und Pfannkuchenstreifen)

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Spanferkel frisch vom Spieß an Dunkelbiersoße

mit zweierlei Knödeln und Krautsalat

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Bayrisch Krem mit frischen Früchten

Gerade beim Dessert gibt es zahlreiche Variationen, viele bevorzugen den Kaiserschmarrn, auch wenn er eigentlich der österreichischen Küche zuzuordnen ist, aber er ist halt ein beliebter Klassiker.

Am Nachmittag gibt´s übrigens in Bayern keinen Empfang mit Getränken und Häppchen, wie es bei internationalen Hochzeiten zur Zeit groß in Mode ist, sondern Kaffee und Kuchen und zwar mit einer üppigen Auswahl an Torten, Gebäck und natürlich Schlagsahne.

 

Der Ablauf einer Hochzeit in Bayern

Es beginnt in der Regel schon frühmorgens mit dem „dengeln“ des Brautpaares. Um zu vermeiden, dass das Brautpaar verschläft und womöglich die Hochzeit verpasst, wird mit allerlei Gerät vor dem Haus so ein Zinnober veranstaltet, dass garantiert alle wach sind. Darauf folgt zur Einstimmung ein Weißwurst-Frühschoppen mit Brezen und Weißbier und natürlich süßem Senf. Die Musikkapelle kommt dann dazu und so gestärkt zieht das Brautpaar mit der Hochzeitsgesellschaft, angeführt vom Hochzeitslader, zur (in der Regel katholischen) Kirche im Ort. Die standesamtliche Trauung hat meist schon am Vortag stattgefunden, die Kirche ist in der Regel um die Mittagszeit, zwischen 13 und 14 Uhr. Danach geht es ins Wirtshaus, wo es ein Glaserl Sekt gibt und anschließend – wie oben schon erwähnt – ein großes Kuchenbuffet, das mit dem Anschnitt der Hochzeitstorte eröffnet wird. Durch den ganzen Tag führt der Hochzeitslader, der nicht – wie eine Hochzeitsplanerin – im Hintergrund fungiert sondern als Moderator stets präsent ist. Nach Kaffee und Kuchen folgt der Hochzeitstanz, während dem traditionell die Braut „entführt“ wird („Brautverziagn“). Die Hochzeitsgäste ziehen mit der entführten Braut von Wirtschaft zu Wirtschaft, dabei wird viel gesungen und gespielt und es gibt reichlich Weißwein und Wasser. Das geht traditionsgemäß so lange, bis der Bräutigam seine Braut gefunden hat und diese auslöst; sprich, er muss die gesamte Entführungsrechnung bezahlen und manchmal auch noch eine Auslöse für seine Braut. Über die Jahre konnte ich hier eine durchschnittliche Ausfallquote zum Abendessen durch übermäßigen Alkoholkonsum von ca. 20 – 30 % der Gäste feststellen. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich kein Fan davon bin. Sinnvoll ist die Brautentführung insofern, dass sie der Location Zeit gibt, für das Abendessen neu zu decken und man in einen liebevoll dekorierten Raum an gedeckten Tische mit Kerzenschein zurückkehrt. Nach dem Abendessen wird noch gespielt, getanzt, gesungen. Manchmal gibt es auch noch ein „Weissen“: Dabei werden dem Brautpaar die Geschenke überreicht und man stösst mit jedem Gast beim gratulieren mit einem Glas Weißwein an. Auch ein später Imbiss zwischen 22 und 23 Uhr gehört dazu, damit der Alkohol „aufgesaugt“ wird. Gulaschsuppe oder ein Brotzeitbrettl mit Speck und Käse sind die gängigsten Varianten. Um Mitternacht endet die Feier mit dem „Braut raustragen“ und spätestens um 1:00 Uhr sind alle Gäste zu Hause. Der Tag ist dennoch sehr lang, da es ja schon frühmorgens losging.

 

Das richtige G´wand

Zu einer traditionellen Trachtenhochzeit gehören natürlich Flechtfrisuren und Dirndl. Der Bräutigam trägt meist einen „Forschtgreana“, einen forstgrünen Lodenanzug mit Hut und Gamsbart dazu; die Braut lässt sich ein Hochzeitsdirndl masschneidern. Ein klassisches bayerisches Hochzeitsdirndl ist nicht unbedingt weiß oder cremefarben, da es im Alltag später weiter getragen werden soll. Für die moderne Braut gibt es aber inzwischen schon Hochzeitsdirndl in allen Variationen, auch knielang und nicht traditionell bis zum Boden reichend. Dazu wird meist ein runder Biedermeier-Strauß in den Dirndlfarben gebunden und diese Farben ziehen sich dann auch weiter durch den Tag und geben das Farbschema der Hochzeit vor. Natürlich sind auch die Hochzeitsgäste angehalten, sich in Tracht zu kleiden, hier sollte rechtzeitig ein Hinweis in der Einladung auf den Dresscode erfolgen. Kleiner Tipp: Achtet während der Feier auf die Schleifensetzung der Dirndlschürze . Rechts gebunden bedeutet, die Dame ist verheiratet, links ist ledig, vorne gebunden noch Jungfrau und hinten gebunden verwitwet.

Brauchtum

Baumstammsägen

Nach der Trauung steht ein Sägebock mit einem Holzscheitl und einer „Wiagsog“ bereit. Braut und Bräutigam müssen sich dann als erste gemeinsame Aufgabe den Weg in die Ehe freisägen. Gemein wird es, wenn der Baumstamm noch recht frisch und/oder die Säge stumpf ist. Aber nicht übertreiben, eine Braut mit Blasen an den Händen und ein völlig verschwitzter Bräutigam nehmen den Spass am Feiern.

Mahlgeld

Bei einer Hochzeit in Bayern kann die Gästezahl schon mal sehr groß ausfallen, 200 Gäste sind da kein Seltenheit. Um mit möglichst vielen Gästen feiern zu können aber die Kasse des Brautpaares zu schonen, wird dann ein Mahlgeld erhoben, d. h. die Gäste zahlen ihr Essen selbst. In der Regel gibt es hier schon einen Hinweis in der Einladung, dafür fallen dann die Geschenke weniger üppig aus.

Fass-Anstich

Auch eine schöne gemeinsame Aufgabe für das Brautpaar, ein Fass Bier anzuzapfen und an seine Gäste auszuschenken. Dies hatte ich auch schon an Stelle des klassischen Tortenanschnitts erlebt. Allerdings sollten unbedingt Schürzen bereitliegen, damit das schöne Brautdirndl nicht getauft wird.

Traufe

Früher undenkbar, heute schon fast Standard. Wenn das Paar bereits mit Nachwuchs gesegnet ist, wird das Kind am Tag der Hochzeit auch gleich getauft und somit „Traufe“ gefeiert. (Trauung + Taufe).

A zünftige Musi

Darf bei einer bayerischen Hochzeit auf keinen Fall fehlen. Sie begleitet zusammen mit dem Hochzeitslader das Brautpaar von morgens bis Mitternacht und sorgt für Stimmung. Darüber hinaus kann es noch weitere Highlights geben wie zum Beispiel einen Gstanzl-Sänger, Goaßlschnoizer oder Alphornbläser. Als Hochzeitsplanerin habe ich hier alle Kontakte und organisiere gerne alles nach Euren Wünschen.

Blumen, Dekoration & mehr

Spielen bei einer ganz traditionellen bayerischen Hochzeit eine eher untergeordnete Rolle. Ich persönlich finde, dass zu einer Hochzeit frische Blumen gehören und auf einen liebevoll gedeckten Tisch nicht verzichtet werden sollte. Ob es nun bunte Wiesenblumen werden oder Edelweiss und Enzian der Vorzug gegeben wird, entscheidet der persönliche Geschmack und auch der Gesamtstil und das Farbschema. Ein paar Inspirationen findet Ihr auf meinem Pinterest-Board. So können die Namenskarten zum Beispiel Lebkuchen-Herzerl sein, man kann Brezen als Serviettenringe verwenden (stellt Obazda mit auf die Tische und schon habt ihr eine kleine Vorspeise, wenn die Gäste eintreffen) oder als Gastgeschenk ein kleines Glas süßen Senf mit eindecken. Hier gibt es tausend Möglichkeiten, Bayern und seine Vorzüge im Gesamten mit einzubinden

Orte

Da wird´s schwierig – weil die Auswahl so enorm groß ist. Bayern hat einfach alles zu bieten: Schroffe Felsen, blühende Bergwiesen, kristallklare Seen, beeindruckende Kirchen, sanfte, weite Landschaften und unglaubliche Aussichten. Ob im Werdenfelser Land, in den Ammergauer Alpen, im Blauen Land rund um Murnau oder weiter hinaus – es ist überall „oafach sche“. Was auch immer Ihr für Eure Traumhochzeit sucht – in Bayern werdet Ihr fündig werden. Als Location Scout und Hochzeitsplanerin helfe ich Euch gerne bei der Suche nach dem richtigen Ort für Eure Märchenhochzeit in Bayern. Bauernhochzeit, Trachtenhochzeit oder ein ganz anderes Motto an einem einfach wunderbaren Ort – 4 weddings & events wird das Passende für Euch finden.

Schaut doch einfach mal in meinen Blog rein und lasst Euch inspirieren, was Euch am Besten gefällt:

https://uschishochzeitsblog.blogspot.com/

Uschi Glas

Hochzeitsplanerin bei 4 weddings & events in Garmisch-Partenkirchen. Eine Mischung aus Leidenschaft und Disziplin, ein kreativer Wirbelwind mit Sinn für´s Wesentliche, organisiert und strukturiert und absolut krisenfest.

 

 

 

12 Kommentare zu „Mythos Bayern: die bayerische Hochzeit“

  1. Ich bin demnächst auf einer Hochzeit eingeladen, die in bayrischer Tradition stattfinden wird. Dafür möchte ich mir auch noch ein Dirndl kaufen. Ich fand es einfach spannend, mich generell mit den Traditionen der bayrischen Hochzeit auseinanderzusetzen. Vom Baumstammsägen und ähnlichem höre ich zum ersten Mal!

  2. Freut mich, dass auch internationale Experten die traditionelle bayerische Hochzeitsküche zu schätzen wissen. Wir hatten damals in unserem Hochzeitshotel ebenfalls Spanferkel an Dunkelbiersoße im Menü. Für solche Anlässe ein sehr passendes Gericht.

  3. Wir wollen diesen Sommer auch in Bayern heiraten. Dafür ist noch so viel zu erledigen. Zum Beispiel möchte ich ein Bleaching machen, damit meine Zähne schön hell sind und zu dem weißen Kleid passen. Es werden ja so viele Fotos gemacht. da möchte eich perfekt aussehen.

  4. Ich wusste nicht, dass es ganz genaue Vorgaben bei einer bayerischen Hochzeit gibt. Ich hätte gerne ein Bild von dem Hochzeitsanzug gesehen. Aber wahrscheinlich heiraten nur noch die wenigsten Bayern auf diese Weise.

  5. Wir hatten auch eine Hochzeit in den Bergen und es war wunderschön. Nun fühlen wir uns bereit für unseren Hausbau. Hätten aber nicht gedacht, dass das so komplex wird. Zum Glück haben wir ein Bauunternehmen, das uns bei der ganzen Sache hilft.

  6. Wiesenblumen sind eine schöne Idee, weil sie saisonal und regional sind. Meine Tante will demnächst ein zweites Mal heiraten. Sie hat schon bei der Floristin nachhaltige Blumen angefragt. Auch wenn es keine bayrische Hochzeit wird, sind ein paar Brezen bestimmt eine schöne Idee.

  7. Flechtfrisuren Kleingen wirklich schön. Mir ist allgemein am wichtigsten die Kosmetik bei der Hochzeit. Dafür werde ich mir vorher genug Zeit nehmen und mich richtig verwöhnen lassen, damit ich an dem besonderen tag frisch aussehe.

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